Zwischen Freude und Abschieds­enttäuschung

28.08.2025 - Mit Spannung war Österreichs Dressur-Equipe in die Europameisterschaften von Crozet (FRA) gestartet – und zunächst lief alles nach Plan: EM-Debütantin Bettina Kendlbacher überzeugte mit Broadmoars Don Alfredo AWÖ und 68,478 Prozent, Stefan Lehfellner zeigte mit Roberto Carlos MT eine solide Runde (68,385 Prozent). Doch die Hoffnungen auf ein geschlossen starkes Mannschaftsergebnis platzten am Donnerstagnachmittag: Florian Bacher und Fidertraum OLD wurden im Grand Prix von Chefrichter Christian Matthiesen abgeläutet – ein enttäuschendes Ende eines als würdiger Abschiedsritt geplanten Championats.

„Unterm Strich bleibt eine gemischte Bilanz“, sagte Dressur-Bundesreferentin und Equipe-Chefin Dr. Uschi Barth nach dem Bewerb. „Bettina hat bei ihrem ersten großen Championat eine wirklich starke und nervenstarke Runde gezeigt, Stefan ist nach schwierigen Monaten mit einem soliden Auftritt zurückgekehrt – das sind Momente, auf die wir stolz sein können. Gleichzeitig ist es enorm bitter, dass wir durch Florians unglücklichen Ausfall kein Ergebnis in der Teamwertung bekommen haben. Das Abläuten war für uns alle nicht ganz nachvollziehbar. Wir hatten eine Woche lang eine perfekte Vorbereitung, alle drei Pferde waren in guter Form, umso härter ist es, wenn sich das am Ende nicht in einem Ergebnis niederschlägt. Für uns alle ist das eine große Enttäuschung. Wir werden aber schnell die Krone richten und weitermachen.“


Glänzendes Debüt von Kendlbacher

Für den Auftakt hatte am Mittwoch Bettina Kendlbacher gesorgt. Die 36-jährige Steirerin gab mit Broadmoars Don Alfredo AWÖ ihr EM-Debüt – und wie: Mit 68,478 Prozent präsentierte sie einen konzentrierten, harmonischen Ritt und setzte ein erstes Ausrufezeichen. „Mein EM-Debüt war für mich ein ganz besonderes Erlebnis. Mit über 68 Prozent haben wir unser Ziel nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen. Für mich ist es ein riesiges Glück und eine große Ehre, für Österreich an den Start zu gehen – ein kleiner Traum, der in Erfüllung geht“, strahlte Kendlbacher im Anschluss. Auch Equipe-Chefin Dr. Uschi Barth lobte: „Für den ersten großen Championats-Auftritt war das großartig.“

Lehfellner zeigt schöne Runde

Am Donnerstagvormittag folgte Stefan Lehfellner mit Roberto Carlos MT – und für den Oberösterreicher war dieser Auftritt mehr als nur eine weitere EM-Prüfung. In den vergangenen Monaten hatte es im Training und bei Turnieren immer wieder kleinere Rückschläge gegeben, die Harmonie im Viereck war nicht selbstverständlich. Umso erleichterter wirkte der 42-Jährige nach einer starken Vorstellung im Grand Prix, der mit 68,385 Prozent bewertet wurde. „Ich bin unglaublich happy mit dieser Runde. Roberto war ganz bei mir, hat mir zugehört und seine Stärken gezeigt – vor allem in der Galopptour und den Pirouetten. Gerade weil die Vorbereitung heuer nicht einfach war, hat dieser Ritt für mich einen ganz besonderen Stellenwert. In so kurzer Zeit wieder dieses Vertrauen und das Gefühl zueinander gefunden zu haben, bedeutet mir fast mehr als jeder frühere Erfolg“, bilanzierte Lehfellner.

Riesenenttäuschung für Bacher

Eigentlich sollte es ein würdiges Abschieds-Championat für sein langjähriges Erfolgspferd werden – doch es kam am Donnerstagnachmittag in Crozet anders. Nach zehn erfolgreichen Championats-Auftritten für Österreich war diesmal schon nach wenigen Metern im Grand Prix Schluss: Chefrichter Christian Matthiesen läutete das Olympia-Duo ab. Der Grund: eine Taktunregelmäßigkeit im Trab. Damit war das EM-Abenteuer für den 39-Jährigen frühzeitig zu Ende. „Eigentlich hat sich Fidi beim Abreiten und auch in der Prüfung sehr gut angefühlt – vor allem im Galopp und in den Verstärkungen. Umso überraschender kam für uns das Abläuten nach einigen kleinen Taktfehlern. Er war die ganze Woche über fit und motiviert, auch tierärztlich ist alles in Ordnung. Natürlich ist es schade, weil ich ihm gerne einen anderen Abschied vom Championat bereitet hätte. Aber es ist, wie es ist – jetzt lassen wir das erst einmal sacken und schauen dann in Ruhe, wie es weitergeht“, zeigte sich Bacher enttäuscht.

Da nach dem Verzicht von Victoria Max-Theurer und Abegglen FH NRW Österreich nur mit drei Reiter:innen angetreten war, bedeutete Bachers Ausscheiden zugleich das Aus für die Mannschaftswertung. In der Einzelwertung belegte Bettina Kendlbacher bei ihrem EM-Debüt am Ende Rang 36, Stefan Lehfellner beendete die Dressur-Europameisterschaft in Crozet auf Rang 38.

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