Simoncic: „Es geht mir das Herz auf“

23.09.2025 - Mit gerade einmal 20 Jahren reitet Felicita Simoncic erstmals auf Augenhöhe mit der österreichischen Dressurspitze. Am kommenden Wochenende wartet im Kreuttal eine Premiere auf sie: Zum ersten Mal startet die Wienerin bei den Staatsmeisterschaften in der großen Tour – mit ihrem Paradepferd Four Legendes, genannt „Fipsi“.

Wenn sie auf ihre Saison zurückblickt, muss Simoncic lächeln. „Eigentlich bin ich mehr als zufrieden“, sagt sie. „Wir hatten zwar einen wackeligen Start in Stadl-Paura, aber das haben wir abgehakt, sind nach Hause gefahren und haben genau analysiert – und dann ist es Schritt für Schritt bergauf gegangen.“ Und das sieht man auch an den Ergebnissen: Mit Fipsi hat Simoncic in diesem Jahr fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Und wenn der Hengst einmal nicht ganz vorne stand, dann schob sich oft sein Stallkollege Immowert’s Ivar nach vorne.


Tränen der Freude als Wegweiser

Ein ganz besonderes Kapitel ihrer Saison wurde im idyllischen Schlosspark-Viereck in Achleiten geschrieben. Dort gelangen ihr mit Four Legends Runden, die sie selbst als „mentale Sternstunden“ beschreibt. „Das waren richtige Aha-Momente. Ich habe gespürt, dass ich einen großen Schritt gemacht habe – ich konnte die Details viel besser reiten, bin in der Prüfung viel präsenter gewesen.“ Die Tränen in den Augen nach ihren Ritten verrieten, wie sehr sie dieser Sport berührt.

Die 20-Jährige ist eine, die aus Fehlern lernt und Erfolge bewusst genießt. „Ich probiere, dieses positive Gefühl mitzunehmen, mir die Aha-Momente wirklich einzuprägen. Das gibt mir extrem viel mentale Stärke“, sagt sie. Und die Rangliste bestätigt ihren Weg: Neben einer starken Europameisterschaft führte sie auch die U25-Weltrangliste auf Platz drei – ein Beweis für ihre konstante Leistung auch international.

Zwischen Lernschritt und Qualifikation

Die Staatsmeisterschaft im Kreuttal sieht sie nun als nächste Herausforderung – und gleichzeitig als Sprungbrett. Ihr Ziel: die Qualifikation für internationale Starts in der großen Tour, schon in der Arena Nova soll es erstmals auf Drei-Sterne-Niveau gehen. Die Hürde dafür ist klar: 62 Prozent im Einlauf-Grand Prix, 67 Prozent am ersten Bewerbstag. „Für mich ist es jetzt das erste Mal in der großen Tour – und allein das ist schon ein riesiger Schritt. Ich gehe mit sehr viel Respekt, aber auch mit einer großen Vorfreude hinein. Natürlich weiß ich, dass im Grand Prix jede Kleinigkeit entscheidend ist, dass Fehler schnell passieren können. Aber ich habe das Gefühl, dass Fipsi und ich bereit sind. Wir haben die Lektionen zu Hause gut durchgearbeitet, er ist super fit, ich fühle mich stabil und mental stark“, sagt sie entschlossen.
Nachsatz: „Meine Erwartungshaltung ist nicht, gleich ein Feuerwerk abzuliefern oder alles perfekt zu machen. Mir geht es vielmehr darum, Erfahrungen zu sammeln, Routine aufzubauen und zu spüren, wie sich das Viereck auf diesem Niveau anfühlt. Wenn die Prozentzahlen dann stimmen und wir uns für internationale Starts in dieser Klasse qualifizieren, wäre das natürlich großartig. Aber ich möchte mir den Druck gar nicht zu groß machen. Für mich ist das jetzt ein Lernschritt – und wenn wir mit einem guten Gefühl rausgehen, dann ist es für mich ein Erfolg.“

Leidenschaft, Lebensziel und Olympia-Traum

Und wie weit darf der Blick nach vorne gehen? Die 20-Jährige formuliert es vorsichtig, aber bestimmt: „Mein größtes Ziel sind die Olympischen Spiele. Dafür möchte ich in der großen Tour Fuß fassen, internationale Erfahrung sammeln – Aachen, all die großen Turniere. Es ist ein Privileg, so ein Pferd wie Fipsi zu haben. Er gibt mir die Chance, das alles zu erleben.“

Bei all der Professionalität spürt man, dass ihr Sport mehr ist als ein Job. „Reiten ist meine Leidenschaft, mein ganzes Leben“, sagt sie. „Es geht mir das Herz auf, wenn das Zusammenspiel mit den Pferden so aufgeht. Das ist das schönste Gefühl überhaupt.“

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