Gold, Titel und am Ende die goldene Ananas

22.09.2025 - Ein Heimchampionat, Gold zum Abschluss, eine Ehrenrunde voller Emotionen – schöner hätte sich Anna Weidenauer ihr Karriereende kaum ausmalen können. Mit gerade einmal 21 Jahren sagt die zweifache Welt- und zweifache Europameisterin (Junioren und Young Vaulter) dem Spitzensport Adieu. Der Sieg bei den Österreichischen Staatsmeisterschaften in Sighartstein 2025 wurde zum letzten Kapitel, das Heimchampionat Anfang August in Stadl-Paura zum goldenen Schlusspunkt.

„Es fühlt sich erleichternd, sentimental und gleichzeitig sehr emotional an“, beschreibt Weidenauer ihr für viele überraschendes Karriereende. „Als ich nach meinem letzten Durchgang in Stadl-Paura beim Heimchampionat vom Pferd gestiegen bin, wusste ich sofort: Das war’s. Ich bin stolz, dass ich so cool damit abschließen konnte.“ Nachsatz: „Heute war es für mich nicht mehr so einfach. Ich habe nicht mehr so viel trainiert und bin vom Kopf her nicht mehr 100 Prozent da gewesen.“


Der Entschluss zum Rücktritt

Die Niederösterreicherin hatte sich schon länger damit beschäftigt, den richtigen Zeitpunkt für das Ende zu finden. Der Sport war für sie nie mehr als „ein Hobby auf höchstem Niveau“ – der Spaß musste im Vordergrund stehen. Und sie wusste: Sollte der irgendwann verloren gehen und sich die Prioritäten im Leben verschieben, sei es Zeit, aufzuhören.
„Die Uni war mir immer extrem wichtig“, erzählt die Jus-Studentin, die mittlerweile im vierten Jahr ihres Studiums steht. „Ich wollte auch Zeit haben, einfach Studentin zu sein und das normale Leben zu genießen.“ Der Plan reifte im Frühjahr 2025: Wenn das Heimchampionat gelingt, dann soll Schluss sein. „Es war mein erstes Championat in Österreich seit 2017 – diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen. Ich plane sehr gerne im Leben, und ich kann jetzt mit voller Überzeugung sagen: Dieser Plan ist mir voll aufgegangen.“

Die letzte Runde

In die entscheidende Kür ging Weidenauer dennoch hochfokussiert. „Mein Fokus war zu 100 Prozent da. Ich wusste, ich habe ein Top-Pferd, Top-Umstände, Top-Trainingsbedingungen. Wenn ich meine Leistung abrufe, wird es reichen – ohne mich unter Druck zu setzen“, erinnert sie sich an das große Highlight bei der WM der Young Vaulter in Oberösterreich zurück.

Der Moment des Absprungs vom Pferd wurde zum Schlüsselerlebnis. „Da war sofort klar: Das war mein letzter Durchgang. Ich bin froh, dass ich das mit meiner Nervenstärke zu einem unglaublich schönen Abschluss bringen konnte.“ Als sie in die Ehrenrunde lief, ahnte das Publikum noch nichts. „Ich habe das bewusst nur mit mir selbst ausgemacht. Das war sehr bedeutend für mich – ein Abschied von Pferd, Richtern, Zuschauern, vom ganzen Heimpublikum. Es gingen einem so viele Gedanken durch den Kopf – einfach ein schönes Gefühl.“
Dankbarkeit und Prägung

Der Voltigiersport hat Weidenauer nicht nur Medaillen, sondern auch Werte mitgegeben. „Disziplin, Durchhaltevermögen, mentale Stärke – all das wird mich fürs Berufsleben prägen“, sagt die 21-Jährige. Eine besondere Rolle spielte Trainerin Maria „Lilly“ Lehrmann, die sie seit 2014 betreut. „Sie hat mich charakterlich enorm bereichert. Ich habe sie öfter gesehen als meine Eltern – wir haben so viele Kaderkurse und Wettkämpfe gemeinsam erlebt.“
Die Karriere liest sich beeindruckend: EM-Gold 2022 im Pas-de-Deux mit Paul Ruttkovsky, EM-Gold Young Vaulter im selben Jahr, WM-Titel bei den Junioren 2021 und schließlich 2025 der Weltmeistertitel bei den Young Vaultern. Dazu viele weitere nationale und internationale Erfolge. Doch wichtiger als die Medaillen bleibt für sie die Erfahrung: „Seit 2015 durfte ich auf den großen Bühnen stehen, in Aachen zum ersten Mal mit zehn Jahren. Für all die Erlebnisse, Erfolge und Menschen im Voltigiersport bin ich unglaublich dankbar.

Ein Motto fürs Leben

Und wie lautet die Schlagzeile zum Abschied? Da lacht Weidenauer: „Mein Motto ‚Es geht eh nur um die goldene Ananas‘ hat am Anfang gar nicht so recht zum Karriereende gepasst – aber zum Abschied haben mir meine Eltern tatsächlich eine goldene Ananas geschenkt. Und da musste ich lachen: Am Ende ging’s ja wirklich immer nur um die goldene Ananas.“
Ein Augenzwinkern zum Schluss einer großen Karriere. Und der Beweis, dass man auch im Spitzensport mit Leichtigkeit und Selbstbestimmung abtreten kann.

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