Eva Nagiller: Abschied auf Raten – und ein neuer Anfang

22.09.2025 - Es war ein stiller, fast intimer Moment bei den Österreichischen Staatsmeisterschaften, als Eva Nagiller ihre letzte Kür in der Gruppe zeigte. Keine große Show, kein lauter Knall. Aber für die Szene war es ein Abschied mit Gewicht. Denn nach dem WM-Titel, mit dem sie 2024 ihre glanzvolle Einzelkarriere beendete, hat die Tirolerin nun auch den Schlusspunkt in der Gruppe gesetzt.

„Die Anna hat es ja vorgemacht mit ihrem Abschied. Bei mir war’s ein Abschied auf Raten“, sagt Nagiller und lächelt. Erst das Einzel, jetzt die Gruppe. Ein bisschen „Altersteilzeit“, wie sie es selbst nennt. Ursprünglich wollte sie 2025 noch ein Championat mit der Gruppe bestreiten – „das wäre so ein i-Tüpferl gewesen“. Doch das Pferd spielte nicht mit, der Plan zerplatzte. Zurück bleibt kein Groll, eher Gelassenheit. „Ich habe mich langsam verabschieden können. So war es für mich richtig. Jetzt passt es, jetzt bin ich wirklich reif.“

Natürlich flossen auch ein paar Tränen, als die letzte Kür geschafft war. Doch unterm Strich überwiegt die Dankbarkeit. „Wir haben das erreicht, was wir wollten: das Pferd gut durchbekommen, sauber geturnt. Für mich ein schöner Schlusspunkt.“


Über viele Jahre war Eva Nagiller Teil der Voltigierszene. Eine Zeit, die sie geprägt hat – sportlich wie menschlich. „Vor allem Durchhaltevermögen habe ich gelernt. Ich habe viele Rückschläge erlebt, bin knapp an Nominierungen vorbeigeschrammt oder hatte Pferde, die nicht funktioniert haben. Aber ich habe nie aufgegeben. Das hat mich für das Leben geprägt.“

Und wie geht es nun weiter? Komplett weg vom Pferd kann und will Nagiller gar nicht. Sie arbeitet längst im Verein mit Kindern, gibt Trainings im In- und Ausland und wird ab 2026 erstmals auch als Longenführerin auftreten. „Das ist eine neue Herausforderung, aber ich freue mich darauf. Es hilft, selbst aktiv gewesen zu sein, weil man besser versteht, wie es dem Voltigierer am Pferd geht.“

Der Blick auf den Nachwuchs macht sie zuversichtlich. Namen wie Clara Ludwiczek und Leonie Koller stehen bereit, um die nächste Generation zu prägen. „Da kommt richtig Qualität nach. Österreich ist da gut aufgestellt, auch wenn nun einige Athletinnen ihre Karriere beendet haben.“

Und so endet eine große Karriere nicht abrupt, sondern mit Übergang. Mit Ruhe, Dankbarkeit – und mit der Gewissheit, dass Eva Nagiller dem Sport nicht verloren geht. Nur eben nicht mehr oben auf dem Pferd, sondern an der Longe.

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