Bettina Kendlbacher: „EM-Debüt mit Signalwirkung“

20.09.2025 - Wenn Bettina Kendlbacher von ihrer ersten EM-Erfahrung erzählt, klingt immer noch ein Hauch von Staunen mit. „Bis heute ist das ein bisschen surreal“, sagt die 36-jährige Steirerin. In Crozet (FRA) hat sie mit Broadmoar’s Don Alfredo AWÖ abgeliefert und auf sich aufmerksam gemacht. Weit mehr, als viele ihr zugetraut hätten.

Nach dem EM-Höhepunkt war aber erst einmal Pause angesagt. Ihr Fuchs durfte wochenlang die Koppel genießen und durchschnaufen. Auch für Kendlbacher selbst stand Familienzeit im Mittelpunkt – inklusive kurzer Auszeit am Meer, bevor die Tochter Anfang September eingeschult wurde. „Das war perfekt, um wieder Energie zu tanken“, erzählt sie.


Teamgeist als Schlüssel

Was bleibt von Crozet? „Der Zusammenhalt. Das war einfach großartig, wie das ganze Team mitgefiebert und sich mit mir gefreut hat“, sagt sie ohne Zögern. Neben dem sportlichen Ergebnis ist es genau dieses Miteinander, das für sie hängen geblieben ist. Ganz zufrieden ist die Steirerin dennoch nicht. „Besser geht immer“, meint sie nüchtern. Besonders in der Piaffe sieht sie noch Luft nach oben: „Da wollen wir unser Potenzial noch besser ausschöpfen. Vielleicht knacken wir dann auch einmal die 70 Prozent.“

Blick nach vorn: Aachen 2026

Dass Aachen in der Dressur das „Mekka“ ist, daraus macht Kendlbacher keinen Hehl. „Alle sagen, es gibt nichts, was Aachen toppen könnte – keine Olympischen Spiele, nichts. Natürlich wäre es ein Traum, dort zu reiten. Ich bin dort noch nie geritten, aber alle schwärmen davon.“ Nach ihrem EM-Debüt hat sich die Perspektive geändert: „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass Aachen nicht in meinem Kopf ist.“
Doch die Konkurrenz im österreichischen Team ist groß – und stark. Victoria Max-Theurer wird mit ihren Sportpartnern wieder angreifen, Christian Schumach wird in den nächsten Wochen ebenfalls wieder zurückkehren, dazu Diana Porsche, die aktuell aufgrund einer Schwangerschaft eine Pause einlegt, Staatsmeister Peter Gmoser sowie die Olympiateilnehmer Florian Bacher und Stefan Lehfellner. Kendlbacher nimmt es sportlich: „Je mehr Reiter:innen auf hohem Niveau dabei sind, desto besser für alle. Wir profitieren voneinander.“
Die Staatsmeisterschaft wird die 36-Jährige bewusst auslassen und nach ihrem Auftritt in Stadl-Paura an diesem Wochenende erst wieder in der Arena Nova ins Wettkampf-Viereck reiten. In der kommenden Saison sollen wieder Weltcup-Starts folgen: „Stuttgart oder Basel, wenn ich reiten darf – das wäre schön.“ Danach werde man sehen, wohin die Reise geht.

Fest steht: Wer Kendlbacher aktuell beobachtet, spürt den Aufschwung. Die Steirerin wirkt nach ihrem EM-Coup motiviert, fokussiert und gleichzeitig gelassen. Und der Traum von Aachen? Der reitet immer mit.

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