Aller Anfang ist schwer - Ideen für den Schulbetrieb

16.05.2025 - „Aller Anfang ist schwer!“ – doch mit gut ausgebildeten Trainer:innen, die offen für neue Ideen sind, ist das kein Problem: Das zeigte sich klar bei der OEPS-Fortbildung der Kategorie A, die am Montag, 12. Mai, am Pferdehof Pachler in Wiesenfeld (St. Veit/Gölsen, NÖ) über die Bühne ging. Weit über 20 Ausbilderinnen aus verschiedenen Bundesländern und unterschiedlichsten Sparten des Reitsports fanden sich dazu ein. Klares Ziel: Wissen aufzufrischen und neue kreative Ideen für den Reitunterricht mitzunehmen.

Dafür sorgten in gewohnt professioneller Manier der NOEPS-Ausbilder Mag. Lukas Ornauer und die NOEPS-Schulbetriebe-Referentin Mag. Doris Täubel-Weinreich.

Eingehend wiesen beide daraufhin, dass die Zahl klassischer Schulbetriebe mit einer großen Anzahl an Schulpferden leider im Sinken ist, zeitgleich, aber alternative Angebote, wie individueller pädagogischer Kleinstkinderunterricht oder auch Ausbilder mit wenigen Privatpferden im Steigen sind. Umso wichtiger sei es daher, dass der (N)OEPS über eine genaue Liste aktueller Angebote verfüge. Mag. Täubel-Weinreich rief daher dazu auf, dass jeder, der dies noch nicht durchgeführt hätte, sein Angebot auf dieser Liste ergänze oder auch aktualisiere.
Schon in der Vorstellungsrunde der Teilnehmerinnen, wo alle ihre Motivation zur Teilnahme kurz erläuterten, zeigte sich ein Thema traurigerweise klar: Klagen gegenüber Ausbildern nach Reitunfällen nehmen zu. Es wird daher schwieriger, ungezwungenen Unterricht wie vor einigen Jahrzehnten noch durchzuführen, denn der Gedanke im Hinterkopf bleibt: „Muss ich mit einer Klage rechnen, nur weil der Schüler vom Pferd gefallen ist?“

Ornauer und Täubel-Weinreich, beide Juristen, bestätigten die Problematik, wiesen aber klar daraufhin, dass Ausbilder deswegen nicht in Angst verfallen müssten, aber eben umso mehr gefordert sind, sämtliche für Ausbilder vorgeschriebene wie empfohlene Sicherheitsregeln einzuhalten sowie für das passende Schulpferd und Umfeld wie Ausrüstung für den Unterricht zu sorgen. Wichtig sei es eben, genau abzuwägen, wie viel man einem Schüler oder einer Schülerin in einer bestimmten Situation zutrauen kann. Ohne eine gute Reitlehrerhaftpflichtversicherung oder entsprechende Ausbildung sei es umso schwieriger, im Falle einer Schadenersatzforderung Recht zu bekommen.

Was die Teilnehmerinnen auch durchgängig feststellten: Viele (natürlich nicht alle) Kinder und Jugendliche sind ob ihres jungen Alters unbeweglicher als noch vor einigen Jahren. Schon bei Kindern zeige sich der gebückte „Smartphone-Rücken“. Auch hier müssen nun Ausbilder ansetzen, mit einfachen Übungen zu Pferd, die Motorik zu fördern.
Genau hier setzte der erste Teil der Schulung an: Longenunterricht für Anfänger, bei dem spielerische Elemente unter Zuhilfenahme von Bällen oder Reifen die Motorik, Koordination und Balance des Schülers fordern. Dieser wird dadurch auch mental lockerer, da er sich nicht nur „verkampft“ aufs Pferd konzentriert. Gerade bei Kindern funktioniere dies bestens.


Unterrichtsaufbau: Von leicht zu schwer und langsam zu schnell

Nach dem Motto „von leicht zu schwer und langsam zu schnell“ baute sich auch der Nachmittag der Schulung in der Reithalle auf. Nach dem Longenunterricht für Kinder/Anfänger folgte die Sitzschulung für fortgeschrittene Reiter, ebenso an der Longe. Auch hier mit neuen Ideen von Ornauer, abseits der klassischen Longe-Übungen. Dann ging es an die Bahn-Gruppenstunde und ans Quadrille-Reiten. So sollten die Schüler lernen, einerseits in der Gruppe aufeinander zu achten, aber auch eigenständig das Pferd von der Gruppe wegzureiten – ein nicht immer leichtes Unterfangen.

Im Anschluss folgte das Springen. Ornauer zeigte die Option des Integrierens von Stangen und eines Cavalettisprungs in den Longenunterricht – für fortgeschrittene Reiter, die erstmals ins Springen schnuppern – ein Novum für viele Kursteilnehmer. Hintergrund: „Der Reiter muss sich nicht laufend ans Lenken denken sondern kann sich, gesichert durch die Longe, ganz auf das Hindernis konzentrieren“, führte Ornauer aus.

Krönender Abschluss der Schulung: Springen für fortgeschrittene Reiter. Hier zeigte Ornauer ideale Linienführungen und gab Tipps für das ideale Tempo. Die Schülerinnen zählten die Sprünge zwischen den Hindernissen.
Die Schulung wurde somit dem Motto von „leicht zu schwer“ gerecht. Was sich klar zeigte: Die Freude soll der Reiter nie verlieren. „Wenn ein Schüler beispielsweise ein Pferd gut von Gruppe wegreitet, sei es falsch, dann noch dessen Sitz zu kritisieren“, merkte Ornauer an. Wer Schüler aufbaut und nicht niedermacht, sei als Ausbilder im Jahr 2025 gefragt. Der schreiende Militärstil gehöre der Vergangenheit an.

Traurig: kein einziger männlicher Teilnehmer

Täubel-Weinreich wies abschließend auf weitere Fortbildungsmöglichkeiten hin. Das Team des Reitsportvereins St. Veit mit Stallbetreiberin Susanne Braun sorgte während der Schulung mit gesundem Obstsalat und selbst gemachten Mehlspeisen für eine willkommene Stärkung.
Traurig: Es war kein einziger männlicher Teilnehmer bei der Fortbildung dabei. Kursleiter Ornauer erwiderte dies humorvoll, dass er eine „aussterbende Rasse“ sei. Und genau da müssten alle Ausbildner und Ausbildnerinnen gemeinsam im Reitsport ansetzen – schon im Kleinstkindalter! Denn wenn der Anfang nicht schwer ist, dann bleibt man fest und vor allem gerne im Sattel – nicht nur einen Zehnerblock, sondern ein Leben lang!

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