Silber-Kür! Puch mit Bestleistung zur Medaille

30.08.2021 - Er hat’s schon wieder getan! Pepo Puch gewinnt am Montagabend bei den Paralympischen Spielen in Tokio (24. August bis 5. September 2021) seine zweite Medaille.

Nach Silber im Individual Test reitet der Steirer mit Sailor’s Blue auch in der Kür auf Rang zwei – und das auf den Tag genau 13 Jahre nach seinem folgenschweren Unfall.

„Es war ein phänomenaler Ritt, einfach fantastisch. Ich könnte vor lauter Freude über unsere Leistung einen Rückwärtssalto machen“, jubelt der 55-Jährige, der für das dritte Edelmetall in Japan für das Paralympic Team Austria sorgte.


Perfekte Harmonie

Die Farbe der Medaille war im Equestrian Park von Tokio nebensächlich. „Als Reiter strebe ich nach der perfekten Harmonie mit meinem Pferd, und heute kann ich wirklich sagen, dass wir es nicht hätten besser machen können“, waren die 81,007 Prozentpunkte ein neuer Höchstwert für Pepo Puch und Sailor’s Blue bei einem Championat.

Zur Musik von Rhapsody Blue, einer langsamen Jazznummer, zeigten die beiden eine Weltklasseleistung: „Das Schöne an der Kür ist, dass du jeden Blödsinn reiten kannst, weil keiner weiß, was du eigentlich machen wolltest“, scherzte Puch, der sich auch bei Luggi Mayer bedankte.

Der Tiroler ist der Mann hinter der Musikauswahl, hat den Ausnahmereiter beim Swarovski-Turnier am Schindlhof darauf aufmerksam gemacht und dann auch entscheidend beim Feinschliff mitgeholfen. Von der ersten bis zur neunten Version, die nun in Tokio gelaufen ist. Dazwischen lagen viele Ritte mit Metronom, um die perfekte Kür auszutüfteln. „Wir mussten einige Male zurück an den Start, immer wieder etwas ändern – aber es hat sich ausgezahlt.“

In den nächsten Wochen wird das Silber-Medley jedoch nicht ganz so oft laufen. „Am Anfang findet man es lässig, aber die letzten drei Monate habe ich es mindestens einmal am Tag gehört. Jetzt brauchen alle im Team eine Pause!“

(c) ÖPC/ GEPA Pictures
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Ein Leben vor und nach dem Unfall

Dass er seine bereits sechste paralympische Medaille ausgerechnet am Tag seines folgenschweren Unfalls bei einer Vielseitigkeitsprüfung gewann, war nur eine Randnotiz.

„Ich hatte ein Leben vor dem Unfall, das total lässig war. Aus der Obersteiermark in die große Welt und auf alle wichtigen Turniere, bis hin zu den Olympischen Spielen. Dann hatte ich den Unfall. Natürlich ist mein Leben jetzt ein anderes, aber es ist auch lässig. Ich bin froh und glücklich, dass ich all das erleben darf“, hat der gelernte Rauchfangkehrer mit seiner Geschichte auch schon viele Menschen inspiriert.

„Ich sehe es nicht als Schicksalstag, das Datum ist sonst auch nicht wirklich präsent. Das Wichtigste bei einer Verletzung oder Krankheit ist, dass man es annimmt und sich mit der Situation auseinandersetzt. Ich habe es damals angenommen und dadurch ist es stetig vorwärts gegangen.“

Auch dank seiner Pferde, die dabei eine wichtige Rolle gespielt haben und nach wie vor spielen. „Früher habe ich die Pferde ausgebildet, jetzt bilden sie mich aus und helfen mir, meine Schmerzen zu reduzieren.“

(c) ÖPC/ GEPA Pictures
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Platz 9 für das Team

Schon am Sonntag war die Entscheidung im Teambewerb gefallen. „Ich werde viel von meinen ersten Paralympics mitnehmen“, sagte Bernd Brugger nach seinem Ritt für den Team-Bewerb in der Mixed-Zone, „vor allem die Gewissheit, dass es nie so läuft, wie man denkt.“ Die Spiele, immerhin die drittgrößte Sportveranstaltung der Welt, haben eigene Gesetze, auch das durfte oder musste der Wahl-Hamburger erfahren. „Es sind die Paralympics, klar, aber gleichzeitig ist es auch nur ein Dressur-Viereck. Dachte ich auch, aber es ist doch anders als jedes andere Viereck. Da muss man auch erstmal reinwachsen.“ Dass das nicht von vorgestern auf heute geht, erlebte Brugger am Sonntagabend gemeinsam mit seinem Sportpartner Bellagio 4. Sein Ritt wurde von den Richtern mit 65,950 Prozentpunkten bewertet, weniger als noch im Individual Test zwei Tage zuvor.

„Ich habe eigentlich ganz gut begonnen und es hat sich auch besser angefühlt als vor zwei Tagen. Aber ich hatte heute nicht das Glück auf meiner Seite, habe ein paar kleine Fehler gemacht, die normalerweise nicht passieren. Aber wenn Mensch und Pferd zusammenarbeiten, kann das vorkommen.“ In Richtung seiner Teamkollegen – Julia Sciancalepore und Pepo Puch waren bereits am Samstag im Einsatz – ließ der 41-Jährige wissen: „Ich hätte mich gerne gesteigert und ein paar Punkte mehr geholt. Schade, dass es diesmal nicht gelungen ist.“ Also beendete das österreichische Dressur-Team die Paralympics in Tokio mit 213,502 Prozentpunkten auf Rang neun.

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