Nachruf auf Fahrsportlegende Johann Wolfmayr (1941–2025)

19.12.2025 - Der Österreichische Pferdesportverband nimmt Abschied von einer prägenden Persönlichkeit des heimischen Fahrsports. Johann Wolfmayr verstarb am 18. Dezember 2025 im Alter von 84 Jahren. Mit ihm verliert der Fahrsport nicht nur einen außergewöhnlich erfolgreichen Athleten, sondern auch ein Original, das Generationen von Fahrerinnen und Fahrern inspiriert hat. Er wird uns allen als „Onkel Hans“ in Erinnerung bleiben.


Zwei Schimmel, ein Linzerwagen und ein Fahrer im Trachtenanzug – dieses Bild war in den 1980er- und 1990er-Jahren aus dem nationalen und internationalen Fahrsport nicht wegzudenken. Johann Wolfmayr aus dem Mühlviertel schrieb gemeinsam mit seinen legendären Kladruberstuten Susi und Lenka ein einzigartiges Kapitel österreichischer Fahrsportgeschichte.

Sechsmal innerhalb von zwölf Jahren nahm dieses Gespann an Weltmeisterschaften teil – erstmals 1985 in Sandringham (GBR), zuletzt in Poznań (POL). Dort zeigte Johann Wolfmayr mit Susi und Lenka die weltbeste Dressurleistung und erreichte mit Rang neun einen Platz unter den Top Ten der Gesamtwertung. Ein WM-Einzelsieg blieb ihm zwar verwehrt, doch seine Erfolgsbilanz spricht für sich: zahlreiche Landes- und Staatsmeistertitel sowie viele Siege und Platzierungen bei internationalen Turnieren. Bemerkenswert ist dabei seine außergewöhnliche Konstanz – kaum ein anderer Fahrer trat bei sechs Weltmeisterschaften mit denselben Pferden an und musste in zwölf Turnierjahren nur viermal auf ein Ersatzpferd zurückgreifen.

Eine sportliche Karriere war Johann Wolfmayr nicht in die Wiege gelegt. Der gelernte Bäcker arbeitete im landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters und lenkte dort Pferdegespanne, ohne an den Turniersport zu denken. Erst als der Reit- und Fahrverein Altenfelden, dessen Gründungs- und Vorstandsmitglied er war, für den Hallenbau sportliche Erfolge vorweisen sollte, änderte sich sein Weg. 1980 meldete er sich kurzerhand zu einem Turnier in Viechtwang an – nach einem intensiven Kurs bei Dr. Dr. Rudolf Rautschka. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Schon bei seiner Turnierpremiere absolvierte er einen fehlerfreien Kegelparcours und wurde auf Anhieb oberösterreichischer Landesmeister.

Mit Susi und Lenka, die 1983 in den Stall hinter der Bäckerei Wolfmayr einzogen, begann eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte. Trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere – die ausgeglichene Susi und die kämpferische Lenka – bildeten sie gemeinsam ein nahezu unschlagbares Gespann. Von 1984 bis 1991 gewann Johann Wolfmayr sechsmal die Staatsmeisterschaft der Zweispänner, 1995 folgte in Altenfelden der siebente Titel. 1998 holte er mit seinem neuen Gespann Pera und Raffina den achten Staatsmeistertitel.

Johann Wolfmayr mit seinem Gespann beim Dressursieg bei der WM Poznan 1995. Foto (c) Sonja Bauer

Ein Schlüssel zu diesem langjährigen Erfolg lag in der vielseitigen Arbeit mit den Pferden. Neben dem Fahrsport wurden sie auch unter dem Sattel ausgebildet, gingen auf Wanderritte und absolvierten gelegentlich sogar Springparcours. Diese Ganzheitlichkeit prägte Wolfmayrs Verständnis von Pferdesport und Tierwohl.

Hinter all dem stand stets seine Ehefrau Annemarie. Als organisatorischer Kopf des „Teams Wolfmayr“ hielt sie ihm den Rücken frei, kümmerte sich um alle Formalitäten und ermöglichte es ihm, sich – nach dem Brotbacken – ganz auf den Fahrsport zu konzentrieren. Ihr Anteil an seinen Erfolgen war maßgeblich.

Johann Wolfmayr blieb dem Fahrsport bis 2008 aktiv verbunden und gewann in diesem Jahr nochmals den Zweispänner-Titel bei den oberösterreichischen Landesmeisterschaften. Auch danach war er bei vereinsinternen Veranstaltungen präsent, bis gesundheitliche Gründe seine aktive Laufbahn beendeten. Sein letztes Gespann übergab er an Sohn Hannes. Darüber hinaus engagierte er sich als Richter, wirkte vor allem bei Turnieren in Altenfelden und nahm zahlreiche Lizenzprüfungen ab.

Seit Dezember 2021 lebte Johann Wolfmayr auf eigenen Wunsch gemeinsam mit seiner Annemarie in einem Altersheim nahe der Familie. Annemarie verstarb vor einigen Jahren, nun ist Hans ihr gefolgt.

Der Österreichische Pferdesportverband verneigt sich in Dankbarkeit vor einem großen Sportler, engagierten Funktionär und liebenswerten Menschen. Johann „Onkel Hans“ Wolfmayr wird als Legende des österreichischen Fahrsports in Erinnerung bleiben.

Mach’s gut, Onkel Hans. Danke für alles.

Johann Wolfmayr beim Fahrturnier in Viechtwang 2008. Einer der letzten Turnierstarts von "Onkel Hans". Foto (c) Sonja Bauer

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