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© Christina Lechner

"Hausverstand nutzen!"

26.05.2020 - In Teil 7 unserer Serie „So kommen wir im Pferdesport gut durch die Krise“ erinnert Andreas Wessely als Turnier-Organisator und Springreiter daran optimistisch und vernünftig zu bleiben. Das Gespräch führte Sportpsychologin Christina Lechner.


Als Turnierveranstalter sind Sie aktuell von der Absage der Bundesländermannschaftsmeisterschaft (BLMM, Anm.) im Springreiten betroffen. Was bedeutet das für Sie?
Andreas Wessely
: Die BLMM wäre mit bis zu 250 Pferden das bislang größte Turnier, das auf unserer Anlage stattfindet. Wir haben uns vier Jahre lang darum bemüht, bis wir für 2020 den Zuschlag bekommen haben. Doch auch wegen dem hohen Zuschauer-Interesse ist ein solches Pferdesportereignis derzeit nicht durchführbar und es ist zu verstehen, dass die BLMM genauso wie die Österreichischen Meisterschaften abgesagt wurden. Klar sind wir enttäuscht. Wir haben uns seit der Zusage intensiv darauf vorbereitet und viel investiert, unter anderem den Springplatz vergrößert, den wir natürlich auch in Zukunft gut nutzen können. Auch für die ganze Region hier im Mittelburgenland hat es Auswirkungen: von Zimmer-Vermietungen über die Gastronomie bis zu Handelsunternehmen, die von den vielen ReiterInnen und BesucherInnen profitiert hätten. Trotz der Enttäuschung zeigen aber auch alle HelferInnen Verständnis für die Situation und wir nutzen unsere Pläne jetzt schon für BLMM 2021. Zugleich hoffen wir, dass wir unser für Anfang September geplantes traditionelles CSN-B* durchführen können.

Für Turnierreiter sind im Moment keine Starts möglich. Wie nutzen Sie jetzt die Zeit?
Wessely: Zugegeben für mich persönlich ist die Situation immer noch sehr ungewohnt, vor allem, weil ich sehr viel Zeit daheim verbringe. Wir können dafür aber etwa Renovierungsarbeiten an der Anlage durchführen und natürlich gut mit den Pferden arbeiten. Seit 1.Mai trainieren wir wieder und ich hoffe, dass ich die Chance bekomme meine selbst gezüchtete Stute Good Feeling PZW heuer erstmals international an den Start zu bringen.

Was bedeutet die Corona-Krise für Sie als Pferdezüchter?
Wessely
: Zum Glück konnten wir schon Anfang des Jahres einig Pferde verkaufen. Jetzt ist es spürbar still geworden, auch weil die Kontakte zu potenziellen Pferdekäuferinnen und -käufern bei den Turnieren fehlen.

Was wünschen Sie sich persönlich derzeit am meisten?
Wessely
: Wir haben eine schwierige Zeit und es ist keine Frage, dass etwas unternommen werden muss, um die Infektionen zu reduzieren. Als Turnierveranstalter tragen wir eine enorme Verantwortung und ich möchte wirklich dazu aufrufen, dass sich alle an die Regeln halten. Wenn wir unseren Hausverstand nutzen und verantwortungsvoll miteinander umgehen, stehen die Chancen gut, dass wir bald wieder Turniere haben.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Top 3 Strategien gegen die Krise von Andreas Wessely:

In Kontakt bleiben: Für Turnierveranstalter gilt es, Kontakte zu Kooperationspartner*innen und Helfer*innen aufrecht zu erhalten. Das stärkt die Motivation für die Umsetzung der gemeinsamen Pläne zu einem späteren Zeitpunkt.
Optimismus: Nach der anfänglichen Enttäuschung über Turnier-Absagen und -Verschiebungen heißt es jetzt mit Zuversicht nach vorne schauen!
Hausverstand haben: Die Bitte an alle Turnierreiter*innen, Begleiter*innen und Zuschauer*innen lautet, sich bei den nächsten Turnieren genau an die Regeln zu halten, damit es nicht zu einem Neuanstieg der Corona-Infektionen und womöglich zu weiteren Absagen kommt.

Zur Person:
Andreas Wessely organisiert im Pferdezentrum Wessely im burgenländischen Horitschon seit mehreren Jahren erfolgreich Springturniere, zuletzt auch mit internationaler Beteiligung. Im August 2020 hätte er die Bundesländermannschaftsmeisterschaft (BLMM) im Springreiten austragen sollen. Als Springreiter zählt er zu den „Top of Austria“ und konnte sich bereits international platzieren. Zudem züchtet er Warmblutpferde, die er zum Teil selbst ausbildet.

Headerbild: (c) Christina Lechner