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© Sonja Bauer

Sport, Familie und Homeoffice

11.05.2020 -


In Teil 3 der Serie „So kommen wir im Pferdesport gut durch die Krise“ erzählt Fahr-Sportler und Pony-Züchter Erich Pürstinger, warum es gerade jetzt auf den familiären Zusammenhalt im Pferdesport ankommt. Das Gespräch führte Sportpsychologin Christina Lechner.

Du bist genau wie deine Gattin Bianca seit vielen Jahren im Fahrsport engagiert. Wie hat sich die Corona-Krise auf die Arbeit mit den Pferden ausgewirkt?
Erich Pürstinger: Wir in der glücklichen Lage, unsere Pferde zu Hause zu haben und verfügen sogar über einen eigenen Fahrplatz. Daher konnten wir in den letzten Wochen ein Grundlagentraining beibehalten. Die Herausforderung besteht aber darin, dass wir als Eltern unseres knapp dreijährigen Sohnes Vincent beide jetzt im Homeoffice arbeiten. Dabei ergänzen wir uns aber sehr gut: Bianca kann zum Beispiel nachmittags die Pferde longieren, wenn Vincent schläft und wir bekommen ganz viel Unterstützung von unseren Eltern und Schwiegereltern, die gleich nebenan wohnen. Wir haben immer schon alle super zusammengeholfen, doch jetzt ist eine besonders gute Einteilung.

Ihr bestreitet seit vielen Jahren beide nationale und internationale Fahrturniere. Welche Rolle spielt für dich dabei der oder die Beifahrerin?
Pürstinger: Eine ganz große! Ohne Beifahrer würde es nicht gehen und vor der Geburt unseres Sohnes war Bianca meist meine Beifahrerin, jetzt ist es mein Schwiegervater. Um international im Marathon und im Kegelfahren Top-Platzierungen zu erreichen, muss eine perfekte Abstimmung zwischen Fahrer und Beifahrer herrschen. Ich muss dem Beifahrer absolut vertrauen können und die Sicherheit haben, dass auch rundherum alles passt.

Dein nächstes sportliches Ziel ist die Qualifikation für die WM 2021. Erst kürzlich hat die Präsidentin des Pferdesportverbandes Sportler*innen um Geduld ersucht - was heißt das für euch im Fahrsport?
Pürstinger: Idealerweise sollten wir heuer noch die internationale Qualifikation erfahren, um uns selbst im WM Jahr unnötigen Stress zu nehmen. Wir wissen derzeit aber nicht, ob und wann dies möglich sein wird. Die nötige Geduld aufzubringen und auch die Entscheidungen der FEI abzuwarten, ist aber kein Problem. Mein Top-Pony „Steendieks Perfect Mind“ hat immerhin schon 3 WM-Teilnahmen hinter sich, da ist eine Pause gar nicht so schlecht. Ich stelle mich darauf ein, heuer höchstens nationale Bewerbe und die Landesmeisterschaften zu fahren. Bis dahin halten wir die Ponys bei Laune!

Ihr züchtet auf eurem Hof österreichisch Reitponys. Wie wirkt sich die Corona-Situation auf die Decksaison aus?
Pürstinger: Wir haben zwei Deckhengste auf Station (einer davon ist Erichs Top-Fahrpony Perfect Mind, Anm.) und hoffen auch bei unseren beiden Stuten auf Nachwuchs. Im Rahmen der Landwirtschaft ist ein Deckbetrieb jetzt möglich, wenn sich auch einzelne Pferdebesitzer nicht getraut haben, ihre Stuten zu bringen. Einige waren aber schon da bzw. sind vorgemerkt. Wir bitten die Leute die Hygiene- und Abstands-Vorschriften einzuhalten; das ist aber durchaus handhabbar. Was jetzt fehlt, ist die Möglichkeit sich noch zusammenzusetzen und gemeinsam über die Ponys und die Zucht zu plaudern.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Top 3-Strategien gegen die Krise von Erich Pürstinger
Teamwork:
Im Fahrsport kommt es ganz besonders auf Teamgeist an. Die familiäre Unterstützung mit einer guten Arbeits- und Zeiteinteilung hilft Erich und Bianca Pürstinger die Arbeit mit den Pferden, Kinderbetreuung und Home-Office zu vereinen.

Vertrauen in die „Beifahrer“: Der oder die Beifahrerin hat eine oft unterschätzte Rolle. Sich im Sport wie im Alltag aufeinander verlassen zu können, hilft auch durch die die Corona-Krise.

Geduld: Im Hinblick auf einen Start in die Turniersaison und die WM-Qualifikation heißt es die Entscheidungen der internationalen und nationalen Gremien abzuwarten. Der Bitte von OEPS-Präsidentin Elisabeth Max-Theurer um Geduld kommt Erich Pürstinger gerne nach.

Zur Person: Erich Pürstinger ist von Beruf technischer Angestellter und zudem staatlich geprüfter Trainer im Fahrsport. Seit 2003 startet er national und international im Pony-Fahrsport. Zuletzt erreichte er 2019 den 3. Platz im Marathon und den 7. Gesamtrang bei der WM in Kisber (H). Gattin Bianca kann ebenfalls auf nationale und internationale Erfolge im Fahrsport verweisen. Bekannt ist das Ehepaar auch als Züchter österreichischer Reitponys.

Headerbild: (c) Sonja Bauer