Wie sind Sie mit Ihrer Reitschule bisher durch die Corona-Krise gekommen?
Monika Beudel: Am Anfang war die Nachricht, dass wir den Schulbetrieb sofort stoppen müssen, natürlich ein Schock. Wir sprechen dabei nicht nur über kommerzielle Themen sondern auch über die regelmäßige Versorgung und Bewegung der Pferde. Genauso ist uns die Gesundheit unserer SchülerInnen ganz wichtig. Daher haben wir nach dem Moment des Schreckens versucht uns neu zu orientieren. Ich denke, das ist uns gut gelungen. Zuerst wurde ein Plan für alle Pferde erstellt, dass sie gut ausgelastet bleiben: Regelmäßige Koppelgänge, Schrittmaschine, laufen lassen, Grasen lassen etc.. Unsere beiden Praktikantinnen haben uns dabei perfekt unterstützt. Mein Partner Tom Kranebitter und ich waren von Anfang an beeindruckt und fast gerührt über den Rückhalt unserer SchulreiterInnen. Wir waren alle kontinuierlich in Kontakt und KEINER der Kontakte ist abgebrochen – ganz im Gegenteil, ich habe fast das Gefühl, dass die Krise unseren Zusammenhalt noch weiter gestärkt hat!
Auf Ihrer Website ist zu lesen „Reiten heißt, in jeder Situation richtig zu reagieren…“ - können Sie diesen Satz auf den Umgang mit der Krise „übersetzen“?
Beudel: Wir vertreten die Meinung, dass man Pferde - schon ob ihrer Größe, Kraft und ihres Gewichtes – nicht beherrschen kann, sondern sich nur mit ihnen arrangieren und immer wieder richtig reagieren kann. Ganz ähnlich sehe ich es im Umgang mit der Krise: den Anspruch zu erstellen, die Situation tatsächlich beherrschen zu können, wäre wohl unrealistisch. Aber sich an die Regeln zu halten und dennoch in jeder Situation das Beste daraus zu machen, ist unser Motto für den Umgang mit der Krise.
Seit 1. Mai dürfen Sie wieder Reitunterricht geben – allerdings mit Auflagen. Wie gestalten Sie jetzt konkret den Reitschulbetrieb?
Beudel: Wir haben hier im Magna Racino den großen Vorteil, dass wir viel Platz haben: So steht uns exklusiv eine Halle und ein Aussenviereck zur Verfügung und dies öffnet uns mehr Möglichkeiten für den Schulbetrieb. Grundsätzlich war es auch vor der Krise so, dass höchstens zwei bis drei Schüler gleichzeitig unterrichtet wurden. Jetzt sind es maximal zwei gleichzeitig. Außerdem gibt es Handschuhpflicht und keinen Zutritt zum Reiterstüberl.
Das richtige Putzen und Satteln ist Teil der Reitausbildung? Wie funktioniert es jetzt mit den Abstandsregeln?
Beudel: Auch in den Stallungen oder am Putzplatz gibt es ausreichend Platz, sodass die Schülerinnen bei jeder Tätigkeit mindestens eine Pferdelänge – und das ist mehr als ein Baby-Elefant – Platz zum anderen halten können. Ehrlicherweise muss ich auch sagen, dass wir während der Krise keine Anfänger dazu bekommen haben, denen wir jetzt alle „Basics“ zeigen müssen. Unsere Schulreiterinnen können zum größten Teil ihre Pferde eigenständig fertig machen und ich kontrolliere vor Beginn der Reitstunde, ob alles richtig sitzt. Für all jene, die dabei noch unsicher sind, stehen unsere Praktikantinnen zur Verfügung, die bei ihren Hilfeleistungen darauf achten, dass sich niemand zu nahe kommt.
Wie legen Sie die Ziele für die SchülerInnen fest, wo in absehbarer Zeit keine Prüfungen für Reiterpass oder -nadel abgehalten werden können?
Beudel: Sie glauben gar nicht, wie motiviert und glücklich meine „Schützlinge“ nach der mehrwöchigen Pause sind! Das größte Ziel für alle war jetzt erstmal wieder auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen. Nach einer so langen Pause braucht es auch ein bisschen, das bereits Gelernte wieder umsetzen zu können und auch unsere Pferde müssen langsam wieder aufgebaut werden. Sicher hätten wir für den Sommer große Pläne gehabt: Reitcamps, Pass- und Nadelprüfungen und für die Fortgeschrittenen ein paar Turniere … aber was soll’s. Irgendwann wird es das alles wieder geben und bis dahin werden alle perfekt vorbereitet sein! Es geht darum, Spaß am und mit den Pferden zu haben – ob mit oder ohne Prüfung.
Reitschulen bzw. das Reiten lernen hat gerade für Kinder und Jugendliche eine wichtige soziale Funktion. Wie gehen die jungen SchülerInnen mit den notwendigen Auflagen um?
Beudel: Sehr gut. Wir haben von Anfang klare Regeln definiert und deren Einhaltung ist Voraussetzung für einen Stallbesuch. Es ist ja auch nicht verboten zu plaudern oder mit entsprechendem Abstand die Pferde nebeneinander zu putzen. Wir sind im Stall wirklich ein so etwas wie eine große Familie – und das bedeutet auch, dass jeder auf den anderen achtet und aufpasst. So können wir den Kindern und Jugendlichen das ermöglichen, was sie wirklich gerne machen und was für sie wichtig ist: Zeit im Stall verbringen, sich um ihre Lieblinge kümmern, reiten und den Kontakt mit ihren Freunden zu pflegen.
Wie gestalten Sie die Zusammenarbeit mit den Eltern der Kinder und Jugendlichen?
Beudel: Schon die Tatsache, dass die Regeln im Stall konsequent eingehalten werden, ist ein Resultat der guten Zusammenarbeit mit den Eltern. Wir haben von Beginn an alle über ein Chat–Portal laufend informiert: über das Wohlbefinden der Pferde genauso wie über die laufenden Veränderungen. Das hat sicher auch zur guten Zusammenarbeit beigetragen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Top 3-Strategien gegen die Krise von Monika Beudel:
1. Klare Regeln im Stall definieren und auf deren Einhaltung achten.
2. Das Beste aus der Situation machen – für Reiter und Pferde!
3. Nach vorne schauen und „weiterreiten“ :-)
Zur Person: Monika Beudel führt gemeinsam mit Tom Kranebitter die MBTK Reitschule im Pferdesportpark Magna Racino. Sie ist Übungsleiterin und unterrichtet seit mehr als zehn Jahren Schul- und Privatreiter, leitet Reitercamps bzw. Vorbereitungskurse zu Sonderprüfungen und begleitet ReiterInnen auf Turnieren. Als Dressurreiterin war sie selbst u.a. mehrfache Burgenländische Landesmeisterin, Vizestaatsmeisterin und EM-Teilnehmerin.
Headerbild: (c) Christina Lechner