Mit dem Distanzritt haben die 5 Weltreiterspiele in Aachen begonnen doch von einem internationalen Top-Event war heute wenig zu spüren. Leidtragende waren vor allem die Athleten. Der Distanzritt ist aus sportlicher sicht sicherlich der absolute Höhepunkt dieser Weltmeisterschaften. Sowohl Pferde wie Reiter erbringen eine unglaubliche Leistung bei der Bewältigung der 160 Kilometer Strecke.
Um sechs Uhr morgens starteten 159 Reiter mit Stirnlampen und Regenjacken in die dunkle Nacht. In sechs Etappen war die Strecke aufgeteilt und führte die Reiter über die Niederlande und Belgien ebenso wie durch das Aachener Umland. Zwischen allen Etappen und natürlich auch am Ende des Rittes müssten die Pferde einer veterinärmedizinischen Kontrolle unterzogen werden.
Das österreichische „Dreimäderlhaus“ mit der Steirerin Marguerita Fuller, der Oberösterreicherin Alexandra Engleder und der Niederösterreicherin Susanne Thumer hielt sich in den ersten Etappen hervorragend. Nach der vierten Etappe gab es leider den ersten Ausfall in unserer Equipe. Der 14-jährige braune Shagya-Araber Wallach Galib von Susanne Thumer wurde wegen Lahmheit aus dem Bewerb genommen. Damit endete ihre Teilnahme an den Weltmeisterschaften nach über 10 Stunden extremster Anstrengung und Entbehrung.
Von den 159 gestarteten Reitern waren noch 88 im Rennen. Unter ihnen auch die beiden Österreicherinnen, welche die Kontrolle positiv passierten und somit in die fünfte Etappe aufbrechen durften. Alexandra Engleder lag zu diesem Zeitpunkt auf dem 65. und Marguerita Fuller auf dem 70. Zwischenrang.
Nach weiteren 27km hatten Pferd und Reiter bereits 147km in den Beinen, beim anschließenden Vet-Check, der im Vielseitigkeitsstadion der Soers abgehalten wurde, musste die österreichische Equipe einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Der 15-jährige braune Araberwallach Mashid musste ebenfalls wegen Lahmheit aus dem Bewerb genommen werden.
Somit lag die gesamte Hoffnung der österreichischen Lagers auf der 46-jährigen Steirerin Marguerita Fuller. Ihr 10-jähriger Achal-Tekkiner Wallach Kalacsnyikov wirkte vor der letzten Etappe über 13km völlig unerschöpft und fröhlich. Auch der strömende Regen konnte seiner Frohnatur nichts anhaben. Marguerita vor dem Start in die letzte Etappe: „Ihm geht es gut, doch ich weiß schon nicht mehr wie ich mich noch im Sattel halten soll!“.
Kurz nach 21 Uhr war der Triumph gelungen! Marguerita und Kalacsnykov hatten es geschafft und galoppierten in das große Stadion auf der Aachener Soers. 40.000 Menschen fasst dieses Stadion, doch die waren bei diesem Wetter und der vorgeschrittenen Stunde bereits nicht mehr vorhanden. Nicht vorhanden waren aber auch diverse Hostessen, Helfer und Funktionäre, welche die ankommenden Sportler mit Informationen, Anweisungen und Getränken versorgen hätten sollen. Keiner konnte Auskunft geben wohin sich die Erschöpften zum Pflichtabwaage und dem finalen Vet-Check begeben sollen.
Auch im Pressezentrum war, trotz des Umstandes das sich der Bewerb nach wie vor im vollen Gange befand, keine vernünftige Auskunft mehr zu bekommen. Ergebnisse – wenn es nicht regnet vielleicht Morgen!
Mit diesem Auftakt hat sich das Reitsportmekka Aachen nicht von seiner besten Seite gezeigt. Das Organisationskomitee wird ein wenig Überheblichkeit ablegen und in ehrliches Bemühen investieren müssen, damit diese Weltreiterspiele den gestellten Erwartungen gerecht werden.
Weiter Informationen finden Sie auf:
www.aachen2006.de
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