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Leserbrief von Ilona Wessely-Broschardt: Die Geschichte von Baluba

21.03.2012 - Tierschutz oder die moderne Entsorgung eines Pferdes, das nicht mehr reitbar ist...


Tierschutz oder die moderne Entsorgung eines Pferdes, das nicht mehr reitbar ist...

 

Im April 2011 benötigten wir ein Schulpferd und betrauten mit der Anschaffung eines geeigneten Pferdes einen langjährigen Bekannten, dem wir bis dato auch unser Vertrauen schenkten.

 

Nach einigen Tagen bekamen wir das Angebot über ein Warmblut und ein Pony, welches er uns mit dem Kauf des einen Pferdes schenken würde.
Nach Rückfrage, ob das Pony auch brav sei, entschieden wir uns für diesen Kauf.

 

Am 10. Mai 2011 trafen die beiden Pferde ein. Das Pony ist eine brave, zuverlässige reinrassige New Forest-Stute wie aus dem Bilderbuch. Es ist eine reine Freude, sie nur anzusehen, oder auch mit Kindern in der Bahn zu beobachten.

 

14 Tage vergingen, es fand die Mittagsfütterung statt und auf einmal bäumt sich das Pony in ihrer Box auf, der Kopf fällt nach hinten, als ob jemand auf sie schießen würde (bis jetzt nur in alten Westernfilmen gesehen) und radiert entlang den Gitterstäben, bis es steif und ohnmächtig an der Mauer hängen bleibt, hinfällt, über dem rechten Auge ist sie blutig aufgescheuert, eine Verletzung am Vorderbein wird sichtbar, sie zittert und schäumt aus dem Maul, beginnt sich wieder zu erholen, rappelt sich langsam wieder auf alle vier Beine, schüttelt sich und schaut noch etwas benommen, um sogleich wieder mit der Nahrungsaufnahme zu beginnen.

 

Dieses Szenario dauert cirka 3-4 Minuten, zwischen Panik und Übelkeit, Schreck und Schock zücke ich mein Handy, rufe den Tierarzt, der mir aufgrund meiner Beschreibung erklärt, dass dies bei Pferden maximal alle 10 Jahre mal passieren kann.

Soweit, so gut alles war wieder in Ordnung, nach 2 Wochen und nicht nach 10 Jahren wiederholte sich dieser Vorgang. Nun folgten einige Untersuchungen, Blutbild, etc. das Resultat: 2 Tierärzte sowie telefonischer Kontakt zur Vet. Med Wien stimmten überein, dass es sich hier um Epilepsie handelt.
           


Es ließ mir keine Ruhe und ich kontaktierte den Züchter, um die Vorbesitzer von Baluba zu eruieren, was auch schnell gelang….

 

Ich hatte ein nettes wenn auch ernüchterndes Gespräch mit der Vorbesitzerin von Baluba, die mir erläuterte, dass das Pony diese Anfälle seit dem Sommer 2010 infolge eines Stiches oder auch einer Aufnahme von Gift auf der Koppel hat.
Aufgrund dessen gab sie Baluba als Beistellpferd her.

 

Unser Bekannter hat uns also wissentlich ein epileptisches Pony als Schulpferd gebracht und das einzige Argument, das er entgegenbrachte, als ich ihn zur Rede stellen wollte, war, dass er Baluba wieder abholen lässt, um sie zum Schlachter zu bringen.

 

Natürlich hätten wir vom Gewährleistungsrecht Gebrauch machen können, bzw. hätten wir auch den sogenannten Schenkungsvertrag rückgängig machen können.
Was wird dann aus dem Pony? Gelangt es wieder an einen Platz als Schul- oder Reitpferd, oder landet es beim Schlachter? Ist das Tierschutz?

 

Wir haben jetzt ein hübsches Pony mit 14 Jahren, dass wir füttern, pflegen, das wir auf die Koppel und auf die Führmaschine bringen, usw., denn unserem Empfinden nach hat man kein Recht, mit einem Lebewesen zu verfahren, als sei es eine Sache.

Solange jedoch Tiere vor dem Gesetz Sachen sind, wird man gegen solche Machenschaften auch nicht ankommen, und es wird im Ernstfall immer das Tier „auf der Strecke bleiben“.

 


Leserbrief bezugnehmend zu der Kolumne von Frau Max Theurer (März 2012)

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