"Schmetterlings-Effekt" im Grand Prix Special

08.09.2023 - Schöner Abschluss einer sehr erfolgreichen Dressur-EM im deutschen Riesenbeck für Österreich mit dem Grand Prix Special. Victoria Max-Theurer mit Abegglen (72,158 %) und Florian Bacher mit Fidertraum OLD (71,520) holten in der schwierigsten Dressurprüfung der Welt die Ränge 22 und 23. Wobei Bachners Sportpartner ein "Schmetterlings-Effekt" zu schaffen machte. Die Goldmedaille holte sich Lokalmatadorin Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera BB (85,593), Silber ging etwas überraschend an die Dänin Nanna Skodborg Merrald (Zepter, 82,796)) und Bronze an die Britin Charlotte Dujardin (Imhotep, 82,583).


Bei den beiden Österreichern merkte man in der ersten von zwei EM-Einzelentscheidungen die Strapazen und Anspannungen der letzten Tage doch an. Was aber auch verständlich war, denn die Olympia-Qualifikation kostete Kraft, nicht nur körperlich, sondern auch mental. Und die Hitze des Stadions spielte den beiden Pferden auch nicht in die Karten. Für Bachers Fidertraum gab es die erste Aufregung bereits in der Trabtraversale, als ihn etwas irritierte und für eine Schrecksekunde sorgte: „Es ist ein Schmetterling auf seine Nase geflogen, den wollte er mit dem Fuß weg machen.“ Dann brillierten aber die beiden mit super gerittenen Piaffen, leider klappten aber dann die Einerwechsel gar nicht, was wertvolle Punkte kostete und eine Kürteilnahme in die Ferne rückte. Aber Bacher zog sein Programm durch und kam am Ende dennoch auf 71,520 %.

In der Mixed Zone war es ihm aber klar, dass dies sein letzter Auftritt in Riesenbeck sein wird: „Eigentlich hat er sich super angefühlt, fast noch besser als gestern. Ich dachte nicht, dass er einen Fehler machen würde. In der entscheidenden Situation hat er vielleicht von hinten etwas gehört, da hat er Gas gegeben und dann waren die Einer kaputt. Ich habe es zwar versucht noch ordentlich heim zu reiten, aber die Fehler waren zu teuer.“

Dennoch überwog bei ihm natürlich immer noch die positive Stimmung nach dem Traumresultat der Mannschaft: „Wir waren echt erfreut, dass wir uns als Team so gut präsentiert haben, jeder über 70 % und dass wir die Qualifikation geschafft haben. Jetzt haben wir sie in der Tasche und jeder wird sein Pferd individuell vorbereiten. Und nächstes Jahr geht es sowieso wieder in eine Ausscheidung um die Startplätze!“

Für die heurige Saison hat Bacher keine großen Pläne mehr: „Fidertraum muss fit und happy bleiben, daher wird er erst im nächsten Jahr wieder starten!“

Kürfinale knapp verpasst

Victoria Max-Theurer und Abegglen starteten sehr gut in die Prüfung! Abegglen konnte sich wunderbar präsentieren, füllte den Rahmen aus und man konnte hoffen, dass die Oberösterreicherin nach der WM 2014 in Frankreich endlich wieder in einem Kürfinale ihr Können zeigen kann. Aber auch da passierte das Malheur in den Einerwechseln! Dazu kam noch ein relativ tief bewerteter Schritt, womit sie in der Endabrechnung knapp am Freestyle-Finale vorbeischrammte, zum Schluss fehlten nur 2 Plätze!

„Ich bin dennoch sehr happy! Man merkte vielleicht, dass ihm ein wenig die Kraft ausgegangen ist, was sich vielleicht auch beim Fehler in den Einerwechseln zeigte. Er hat sich aber besonders zu Beginn total gut präsentiert, im Schritt muss er natürlich noch ein wenig mehr loslassen, denn er hat eigentlich einen guten Schritt. Aber er kommt noch nicht so richtig zu durchzuatmen dazwischen, daran werden wir aber arbeiten.“

Geschaffte Olympia-Qualifikation, entspannter Herbst

Die Mannschaft zelebrierte am Vorabend ihren 7. EM-Rang dezent mit einem Drink und einem gemeinsamen Abendessen. Diesen Teamspirit streichen auch alle Reiter immer hervor. „Jetzt ist der Herbst für uns auch ein wenig entspannter, denn wir haben unser Jahresziel schon erreicht,“ meinte Victoria Max-Theurer im Interview. „Ich bin natürlich sehr stolz, dass wir die Olympiaqualifikation geschafft haben, das wären in Paris dann meinen fünften Olympischen Spiele.“ Aber eigentlich hat sie sich schon das sechste mal für Olympia qualifiziert, doch in Tokio 2021 konnte sie leider wegen der gesundheitlichen Probleme von Abegglen nicht an den Start gehen.

Auf die Frage nach dem Geheimnis ihrer mittlerweile fast 20-jährigen Karriere mit Olympiateilnahmen und großen Championaten, wurde Max-Theurer emotional: „Besonders dankbar bin ich meinem Vater, dass er mich ausgebildet und trainiert hat. Und natürlich auch meiner Mutter, denn ich bekam von meinen Eltern die Möglichkeiten für so eine sportliche Karriere. Die zweite Sache ist die, dass man einfach dran bleiben muss und Durchhaltevermögen gefragt ist. Ich hatte auch die Freude, dass mich unterschiedliche Pferde begleiten durften, was mit Sicherheit Erfahrung schafft: Verschiedene Typen, verschiedene Situationen, verschiedene Championatsplätze. Ein ganz wichtiger Punkt ist aber auch Selbstreflexion und Selbstkritik, selbstverständlich auch die Liebe zu Sport und vor allem ein gutes Team. Das ist bei mir vor allem meine Familie, Stefan (Anm.: Lebenspartner Lehfellner), Isabell (Anm.: Trainerin Werth) - das gibt viel Kraft und Rückhalt.“

Die Schlussworte fand sie aber für ihren Sportpartner Abegglen: „Er hat so unglaublich viel Potenzial, aber er ist ein sehr besonderes, sehr sensibles Pferd. Und er hat sein Bestes gegeben. Wir fahren mit einem guten Gefühl nach Hause.“

Ergenbis EM-Grand Prix Special Riesenbeck 2023


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